Was ist neu?
Der Begriff „lösungsorientiertes Coaching“ erscheint wie eine sprachliche Redundanz, da Ziel von Coaching immer die Lösung eines Problems ist. Das Konzept des lösungsorientierten Coachings ist eine Reaktion auf eine zu starke Problemfokussierung in früheren Beratungs-Ansätzen. Dies resultierte oft in zu langen Beratungsprozessen mit mangelnder Zielerreichung. Dieses Problem ist auch aus der Psychotherapie bekannt. Auch dort wird von einigen Schulen eine stärkere Lösungsorientierung angestrebt. Im lösungsorientierten Coaching findet der Coachee im Austausch mit dem Coach Problemlösungen auf der Grundlage von erfolgreich bewältigen ähnlichen Situationen in der Vergangenheit. Es geht darum, im Coaching die Ressourcen der Kundinnen und Kunden zur Lösung ihrer Probleme zu aktivieren. Die Entstehung des Problems oder dessen Ursachen interessieren weniger, sofern dieses Wissen die Problemlösung nicht unterstützt. Ist das neu oder ist lösungsorientiertes Coaching alter Wein in neuen Schläuchen? Ein Stück weit würde ich das bejahen. Das Thema Coaching ist ähnlich wie Führung von wechselnden Trends geprägt.
Ausschließlich lösungsorientiertes Coaching?
Die Frage ist nun, ob der rein lösungsorientierte Ansatz immer richtig ist. Oder geht es nicht vielmehr darum, situativ zu arbeiten und die Vorteile anderer Coaching-Ansätze zu integrieren? Im Gegensatz zu einem ausschließlich lösungsorientierten Coaching finde ich eine Analyse des Problems in vielen Situationen hilfreich. Das Verständnis eines Problems in seinem Gesamtzusammenhang hilft, im Coaching nicht nur die Lösung für ein aktuelles Problem zu finden. Die Entstehung von Problemen basiert oft auf Ausprägungen der Persönlichkeit. Diese und die Auswirkungen auf das Umfeld zu kennen hilft, Situationen besser zu erstehen. Damit kann der Coachee in Zukunft auftretende, ähnliche Probleme selbständig lösen. Beim rein lösungsorientierten Coaching besteht die Gefahr einer Symptombekämpfung. Die Betroffenen werden möglichst schnell wieder funktionsfähig gemacht. Dabei werden Chancen zur Persönlichkeitsentwicklung vertan. Eine Kombination von lösungs- und problemorientiertem Ansatz je nach Situation dürfte die beste Lösung sein. Wichtig ist aber, dass Coaching sowohl thematisch als auch zeitlich begrenzt bleibt.