Was ist die entscheidende Frage in der Karrieregestaltung?

Um brauchbare Antworten zu erhalten, müssen wir die richtigen Fragen stellen. Dies gilt auch für die Karrieregestaltung. Die meisten meiner Kundinnen und Kunden kommen zur Standortbestimmung mit der Frage, welchen nächsten beruflichen Schritt sie mit ihrem Hintergrund machen könnten. Diese Frage führt jedoch oft in die Sackgasse.

Peter Näf

Die Antwort lautet nämlich: Am besten können Sie vermutlich das, was sie bereits tun. Im Schlepptau dieser ersten Frage kommt oft noch die Frage, wo man sie mit ihrem beruflichen Hintergrund denn gebrauchen könnte. Mit diesem Mindset gehen viele Veränderungswillige auf den Arbeitsmarkt, um nach kurzer Zeit verwirrt festzustellen, dass sie alles und nichts anspricht. Was also stimmt nicht mit diesen Fragen?

Sie richten sich nicht an die Person, welche sie stellt, sondern nach aussen. Die Fragenden delegieren damit ihr Anliegen an andere Menschen, den Arbeitsmarkt oder die Umstände und geben dadurch ihre Kontrolle ab. Dabei beschleicht sie zu Recht ein ungutes Gefühl: Dieses Vorgehen unterminiert den Selbstwert, da ihnen nur noch bleibt, sich an die Vorstellungen der anderen anzupassen. Sie werden dadurch zur Jongliermasse auf dem Arbeitsmarkt.

Konzentrieren Sie sich auf das Ziel…

Zudem ist die Frage nach den Möglichkeiten zu wenig einschränkend. Denn: Sie könnten vieles machen, aber nur wenig davon wird Sie wirklich interessieren. Wie ich im Artikel «Traumberuf: One Trick Pony» beschrieben habe, lähmt eine zu grosse Auswahl die Entscheidungsfindung. Schränken Sie bei Ihrer Karrieregestaltung also frühzeitig ein. Dies erreichen Sie mit der zielführenderen Frage: Was will ich?

Wie ich in meiner Beratung immer wieder feststelle, muss man sich diese Frage erst einmal erlauben: In der Standortbestimmung formuliere ich mit meinen Coachees in der letzten Sitzung jeweils Job-Möglichkeiten, die für sie in Frage kommen unter der Bedingung, dass ihre wichtigsten Anforderungen an einen Job erfüllt sind. Meine Coachees priorisieren diese. Auf meine Frage, welche Optionen sie nun verfolgen werden, wählen sie oft die zweite oder gar dritte Priorität.

…um den Weg kümmern Sie sich später

Dies vermutlich aufgrund der meist falschen Annahme, bei den tieferen Prioritäten die grössten Chancen zu haben. Dabei zeigt sich wieder, dass sie sich von der Frage nach den Möglichkeiten leiten lassen, und als Antwort kommen ihnen vor allem die Optionen in den Sinn, bei denen sie den Weg zum Ziel schon kennen. Wenn sie sich stattdessen überlegten, was sie wollen, dann glichen die Ergebnisse eher Visionen – also Zielbildern für die Zukunft. Der Weg dahin ist möglicherweise noch nicht sichtbar.

Wenn die Menschen jedoch in den 60-er Jahre des letzten Jahrhunderts nur gewagt hätten zu fragen, welche Reiseziele sie mit den vorhandenen Verkehrsmitteln – Auto, Eisenbahn oder Flugzeug – ansteuern könnten – hätte nie ein Mensch den Mond betreten.

Zuerst kommt immer das Ziel; um den Weg kümmern Sie sich danach – und diesen zu finden ist in unserem Berufsalltag meistens keine «Rocket Science».

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