Gute Antworten entstehen aus guten Fragen. Dies gilt auch für die Karrieregestaltung. Die meisten meiner Kundinnen und Kunden kommen zur Standortbestimmung mit der Frage, welchen nächsten beruflichen Schritt sie mit ihrem Hintergrund machen könnten. Doch diese Frage führt meist in die Sackgasse.
Die Antwort lautet nämlich: Am besten können Sie das, was Sie ohnehin schon tun. Oft folgt gleich die zweite Frage: Wo könnte man mich mit meinem Hintergrund einsetzen? Mit diesem Mindset starten viele in den Arbeitsmarkt – und stellen bald verwirrt fest, dass sie alles und nichts anspricht. Was also stimmt nicht mit diesen Fragen?
Sie richten sich nicht an die Person, welche sie stellt, sondern nach aussen. Die Fragenden delegieren damit ihr Anliegen an andere Menschen, den Arbeitsmarkt oder die Umstände und geben dadurch ihre Kontrolle ab. Dabei beschleicht sie zu Recht ein ungutes Gefühl: Dieses Vorgehen schwächt den Selbstwert, weil man sich nur noch den Vorstellungen anderer anpasst. So werden sie zur Jongliermasse auf dem Arbeitsmarkt.
Konzentrieren Sie sich auf das Ziel…
Zudem ist die Frage nach den Möglichkeiten zu wenig einschränkend. Denn Sie könnten vieles tun, doch nur wenig wird Sie wirklich interessieren. Wie ich im Artikel «Traumberuf: One Trick Pony» beschrieben habe, lähmt eine zu grosse Auswahl die Entscheidungsfindung. Begrenzen Sie Ihre Optionen deshalb frühzeitig. Dies gilt mit der entscheidenden Frage: Was will ich?
Wie ich in meiner Beratung immer wieder feststelle, muss man sich diese Frage erst einmal erlauben: In der Standortbestimmung formuliere ich mit meinen Coachees in der letzten Sitzung jeweils Job-Möglichkeiten, die für sie in Frage kommen unter der Bedingung, dass ihre Kernanforderungen erfüllt sind. Meine Coachees priorisieren diese. Gefragt nach ihren nächsten Schritten wählen sie oft die zweite oder dritte Priorität.
…um den Weg kümmern Sie sich später
Meist, weil sie fälschlich glauben, bei den tieferen Prioritäten die besten Chancen zu haben. Dabei zeigt sich wieder, dass sie sich von der Frage nach den Möglichkeiten leiten lassen, und als Antwort kommen ihnen vor allem die Optionen in den Sinn, bei denen sie den Weg zum Ziel schon kennen. Würden sie stattdessen fragen, was sie wollen, entstünden eher Visionen – Zielbildern für die Zukunft. Der Weg dahin ist möglicherweise noch nicht sichtbar.
Hätten die Menschen in den 60-er Jahre des letzten Jahrhunderts nur gefragt, welche Reiseziele sie mit den vorhandenen Verkehrsmitteln – Auto, Eisenbahn oder Flugzeug – ansteuern könnten – hätte nie ein Mensch den Mond betreten.
Immer zuerst das Ziel – den Weg finden Sie danach. Und diesen zu finden, ist im Berufsalltag selten «Rocket Science».
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