Der Versuch ist eine Einladung ans Scheitern

Wie ich in meinem Artikel «Selbsthypnose – eine ausgiebig betriebene Kunst» schilderte, spule ich jeweils geistig zurück und formuliere neu, wenn ich mich dabei ertappe, wie ich eine mich schwächende Aussage formuliere. Eine der häufigsten Anlässe, bei denen ich meinen Kundinnen und Kunden rate, die «Rewind»-Taste zu drücken ist, wenn sie diesen oder einen ähnlichen Satz formulieren: «Das ist eine gute Idee, ich werde es probieren».

Peter Näf

Dabei sind meine Coachees immer spontan mit mir einverstanden, dass dies kein erfolgsversprechender Vorsatz sei. Denn auf meine Frage, ob sie sich grad zugehört hätten, ernte ich meist das verschämte Lächeln eines ertappten Kindes. Warum scheint allen klar zu sein, dass diese schwächende Aussage zu keinem Erfolg führen wird und doch verwenden sie diese so oft?

Tun ist immer im Jetzt

Ob wir mit unseren Aktionen erfolgreich sein werden, hängt auch davon ab, wie wir unsere Ziele formulieren. Tom & David Kelley beschreiben in ihrem Buch «Creative Confidence» ein anschauliches Experiment dazu: Bernie Roth, ein Schulleiter forderte seine Studentinnen und Studenten jeweils dazu auf, sie sollten versuchen, ihm eine Wasserflasche entreissen, die er zur Demonstration in die Höhe hielt. Der Gruppe von 20-jährigen Studentinnen und Studenten gelang es in der Folge nicht, den über 50-jährigen Professor zu überwältigen und ihm die Flasche wegzunehmen.

Dann fordert er seine Studierenden auf, sie sollten aufhören zu versuchen und es stattdessen tun. Und siehe da: Der Professor hat keine Chance, seine Wasserflasche zu verteidigen. Die Aufforderung zum Versuch verschiebt das Tun an einen vagen Moment in der Zukunft und ist damit so erfolgsversprechend wie das Formulieren von guten Vorsätzen zum neuen Jahr. Handeln ist immer im Hier und Jetzt oder, wenn dies aus welchen Gründen auch immer nicht möglich ist, zu einem ganz bestimmten, verbindlich definierten Zeitpunkt in der Zukunft.

Versuch und Irrtum als Teil des Tuns

Sagen wir aber nicht häufig, Ziele würden erreicht durch Trial & Error und müsste daher dem Versuch nicht grössere Ehre zuteilwerden? Tatsächlich besteht die Umsetzung von Vorhaben oft darin, dass wir verschiedene Anläufe nehmen und mit diesen scheitern. Dies bringt uns dazu, es auf andere Weise anzugehen. Der Versuch hat damit seine Berechtigung, aber erst nachdem wir das Ziel klar definiert und uns verbindlich dafür entschieden haben. Das Tun wird dann durchs Scheitern zum missglückten Versuch.

Wenn wir stattdessen den Versuch als Ziel setzen ist es so, als würden wird den Wagen vor das Pferd spannen. Und dem Versuch wird nach dem Scheitern gemäss der ursprünglichen Zielsetzung kein weiterer Versuch folgen. Dabei muss man nicht wie Thomas Edisson 10’000 Versuche unternehmen, um das Ziel zu erreichen, eine Glühbirne zum Leuchten zu bringen. Bereits einfachere Unterfangen erfordern oft mehr als einen Anlauf, bis der Erfolg eintritt.

Schon Luke Skywalker im Film «Star Wars», wusste, dass der Versuch die Einladung ans Scheitern sei, als er sagte: «Do or do not. There is no try!»

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