Hypnotisieren Sie nicht Ihre Interviewerinnen!

Ohne es zu wissen, erweisen sich viele Bewerbende in Job-Interviews als begabte Hypnotiseurinnen und Hypnotiseure. Das Erstaunliche dabei ist, dass auch die Hypnotisierten dies meist nicht bemerken.

Peter Näf

Wie führt man als Kandidat/Kandidatin ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch? Zu dieser Frage finden Sie unzählige Artikel und noch mehr gut gemeinte Tipps und Tricks. Die Ratgeberliteratur offeriert Ihnen die wichtigsten Interviewfragen und die perfekten Antworten. Was dabei oft zu kurz kommt, ist das Individuelle. Es gibt keine besten Antworten, die für alle gelten. Resultat ist, dass viele Bewerbende auf die gleichen Fragen genau gleich antworten. Sie geben Standardantworten auf vermeintliche Standard-Fragen.

Einschläfernde Kommunikation

Dadurch kommunizieren sie abstrakt und unpersönlich. Das wirkt einschläfernd. Die Interviewer verlieren sich in persönlichen Phantasien und ihr assoziatives Denken wird aktiviert. Damit nehmen sie nicht mehr die Lebensrealität der Bewerbenden wahr und lernen diese nicht kennen, was das Ziel des Job-Interviews wäre. Sie driften stattdessen in die eigene innere Realität ab.

Dieses Eintauchen in die innere Welt ist in Coaching– oder Therapie als Intervention oft erwünscht. Der bekannte Hypnotherapeut Milton Erickson hat Techniken beschrieben, um Klienten in einen leichten Hypnosezustand zu versetzen. Bewerbende wenden diese Techniken oft unbewusst an. Unter anderem erreicht er dies durch den Gebrauch von Nomen anstelle von Verben: „Ich bin für die Kundenbetreuung zuständig“. Nomen sind Zustandsbeschreibungen und erzeugen beim Zuhörer keine Bilder. Der Gebrauch unbestimmter Subjekte wie „wir“ oder „man“ ist ein weiteres Mittel: „Wir haben dann die folgenden Maßnahmen ergriffen“. Dabei wird nicht sichtbar, wer mit „wir“ gemeint ist. Auch Verallgemeinerungen lassen Gesprächspartner abdriften: „Immer, wenn ich einem neuen Kunden begegne…“. Auch diese Formulierung ist zu allgemein und erzeugt keine Bilder. Diese und weitere Methoden, wie zum Beispiel Passivierungen, setzen Bewerbende unbewusst in Job-Interviews ein.

Gegenmittel Storytelling

Wenn Sie auf diese Weise kommunizieren, werden Sie im Bewerbungsgespräch nicht sichtbar. Ihre Interviewpartner können Sie nur schwer von Ihren Mitbewerbenden unterscheiden, die ähnlich kommunizieren. Wie können Sie dieser Kommunikationsfalle entgehen? Es gibt ein einfaches Mittel dagegen: Storytelling.

Beim Storytelling erzählen Sie konkrete Geschichten aus Ihrem beruflichen Alltag. Sie wählen zur Illustration einer beruflichen Fähigkeit oder zum Aufzeigen einer Stärke eine persönliche Erfahrung aus. Und Sie erzählen diese als Geschichte in der Ich-Form. Sie schildern konkret und gebrauchen Verben. Als Struktur für Ihre Geschichten eignet sich die STAR-Methode mit der Schilderung der Situation, Ihrer Aufgabe (Task), Ihrer konkreten Aktionen und des Resultats. Damit laden Sie Ihre Gesprächspartner in Ihre Welt ein und lassen vor deren geistigem Auge einen Film ablaufen.

Wenn bei Ihrem nächsten Bewerbung

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