Du kannst immer improvisieren, wenn Du hervorragend vorbereitet bist!

Constantin Seibt schreibt dieses Bonmot in seinem Buch über Journalismus «Deadline» Sammy Davis Jr. zu und zieht dabei einen Vergleich mit dem Journalismus: Wie im Showbusiness Witz und Originalität selten das Resultat von Inspiration, sondern von gut versteckter Fleissarbeit sei, sei auch im Journalismus clevere Unterhaltung weniger eine Frage des Kopfes als eine des Hintern.

Peter Näf

Der Hintern dient dabei als Bild für das sprichwörtliche Sitzleder, welches akribische Recherche erfordert. Und was hat dies zu suchen in einem Artikel zu Karrierecoaching? Show-Business, Journalismus und Karrieregestaltung haben einen gemeinsamen Nenner: Es geht (auch) um Kommunikation. Und ich beobachte bei meinen Kundinnen und Kunden immer wieder, wie sie von sich Fähigkeiten in der Kommunikation erwarten, über die sie nicht verfügen.

Überschätzen der Improvisation

Ein typisches Bespiel sind Führungskräfte, die in Interaktionen mit Mitarbeitenden nicht spontan reagieren können und sich dadurch Zugeständnisse abringen lassen, die sie später bereuen. Sie kommen aber nicht auf ihre Zusagen zurück aus Scham über ihre vermeintlich fehlende Schlagfertigkeit. Dabei zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass die Mitarbeitenden ihnen kommunikativ nicht überlegen waren. Sie waren stattdessen vorbereitet und setzten sich durch einen Überraschungseffekt in die stärkere Position. Wie kann nun die Führungskraft in künftigen Situationen besser reagieren?

Zuallererst, indem sie nicht Dinge von sich verlangt, die beim besten Willen nicht möglich sind. Auf dem linken Fuss erwischt, reagieren nur die Menschen souverän, die sich für solche Situationen Strategien zurechtgelegt haben. Dies können z.B. Führungsprinzipien sein, wonach Themen, die nach verbindlichen Antworten verlangen, nie zwischen Tür und Angel besprochen werden. Überrumpelung des Gegenübers gilt in diesem Führungsverständnis als Mangel an zwischenmenschlichem Respekt. Solches Verhalten zu erkennen und darauf mit einem treffenden Spruch zu reagieren, ist erlernbar.

Gute Kommunikation ist immer vorbereitet

Oder in der Kundenberatung: Ein Klient von mir, ein Anlagespezialist, war erfolgreich beim Pitchen im Rahmen der Neukunden-Gewinnung. Er fühlte sich aber unbehaglich und zu wenig improvisationsstark im direkten Kundengespräch. Auf mögliche Ursachen angesprochen äusserte er den Verdacht, es handle sich dabei um fehlendes Talent. Bei allen Begabungsunterschieden ist das Entscheidende aber wieder die Vorbereitung: Der gute Improvisator hat alle möglichen Informationen zusammengetragen, da er nicht wissen kann, was genau für diese spezifische Kundin relevant sein wird.

Es ist wie in der Schule: Gute Noten erzielt, wer sein erarbeitetes Wissen abrufbereit hat, um dann spontan auf nicht im Voraus bekannte Fragen zu antworten.

Für die Kommunikation gilt wie für die Führung von Mitarbeitenden: Talent kann sicherlich nicht schaden, dürfte aber überschätzt werden. Gute Kommunikation will gelernt sein. Als erstes gilt es, die eigenen Grenzen anzuerkennen und sich dann für schwierige Kommunikationssituationen zu trainieren.

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