In einer frühen Folge der Fernsehserie «The Big Bang Theory» versucht der unbeholfene Leonard seiner hübschen Nachbarin Penny näherzukommen. Dabei fragt ihn Penny: «Wie bist Du denn so?» Leonard antwortet: «Wie hättest Du mich denn gerne?». Laute, eingespielte Lachkonserven.
Worüber wir bei den hochintelligenten, aber sozial ungeschickten Nerds lachen, ist auf dem Arbeitsmarkt Alltag, wenn es um Selbstmarketing geht. Dies zeigt sich in der häufig gestellten Frage von Stellensuchenden: «Was wollen die Interviewer hören?» – wie ich es im gleichnamigen Artikel beschrieben habe.
In Job-Interviewtrainings zeigt sich häufig, wie schwer es Kandidatinnen und Kandidaten fällt, sich als die Persönlichkeit zu zeigen, die sie sind. Stattdessen versuchen sie, einem vermeintlichen Ideal zu entsprechen.
Das Beste, was Sie zu bieten haben
Vorwiegend selbstkritische Menschen beginnen in Bewerbungssituationen an sich zu zweifeln. Sie haben das Gefühl, jemand anderes sein zu müssen. Unter Stress erleben wir uns ohnehin oft als defizitär, weil unsere Schwächen sichtbarer werden.
Natürlich selbstbewusste Menschen sind dabei im Vorteil. Entsprechend werden sie bei Bewerbungen und Beförderungen systematisch bevorzugt. Eine professionelle Rekrutierung müsste gegensteuern. Leider sind aber oft gerade die unerfahrensten HR-Mitarbeitenden in der Rekrutierung tätig.
Als Hilfestellung für Selbstkritische: Wenn Sie glauben, mit Ihrer Persönlichkeit für eine Stelle resp. ein Arbeitsumfeld nicht zu genügen, dann basiert das auf einer Hypothese, wie die «ideale» Bewerberin oder der «ideale» Bewerber sein sollte. Dabei ist eines sicher: Diese Hypothese ist falsch – wir wissen einfach nicht, in welchem Ausmass. Wie im Artikel «Was Sie vom Verhandlungsprofi für die Bewerbung lernen können» beschrieben, wissen wir nie, was die Gegenseite wirklich sucht – allen Beschreibungsversuchen im Stelleninserat zum Trotz.
Da Sie also ohnehin keine Ahnung haben, wie Sie idealerweise zu sein hätten, können Sie auch gleich als Sie selbst in den Bewerbungsprozess gehen – Sie sind sowieso das Beste, was Sie zu bieten haben.
Wissen Sie, was andere an Ihnen schätzen?
Wir unterschätzen die Offenheit der Recruiter und Hiring Manager für verschiedene Persönlichkeiten. Denken Sie an Ihren Freundeskreis, der viel exklusiver ist als jede Arbeitsgemeinschaft. Haben Sie eine Gruppe von Klonen vereint oder nicht vielmehr sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, an denen Sie jeweils etwas anderes ganz besonders schätzen?
Und übrigens: Leonard konnte Penny am Ende doch für sich gewinnen. Wir dürfen annehmen, dass sie sich als Lebensklügste der Clique keine Illusionen über ihn machte. Und dabei gefielen ihr vielleicht gerade die Eigenheiten, die er zu verstecken versuchte.