Lebenslanges Lernen als relativ neues Thema
Bis vor nicht allzu langer Zeit war es üblich, dass Mitarbeitende nach abgeschlossener Erstausbildung bis zu ihrer Pensionierung ohne grössere Weiterbildungen gearbeitet haben. Der Begriff lebenslanges Lernen ist daher eine neuere Wort-Schöpfung. Auch war es die Regel, während der gesamten Karriere im gleichen Beruf, oftmals sogar beim gleichen Arbeitgeber tätig zu sein. Durch den raschen Wandel in der Wirtschaft hat sich die Situation stark verändert. Mehrmalige Stellenwechsel im Verlauf der Karriere sind die Regel, Berufswechsel häufig. Diese können freiwillig sein, um persönliche Karriereziele zu verwirklichen. Oder die wirtschaftlichen Umstände erzwingen eine Veränderung, wenn zum Beispiel Technologien an Bedeutung verlieren oder Industrien verschwinden. Daher sind Arbeitnehmende angehalten, lebenslang zu lernen. Hinzu kommt, dass sie künftig länger im Arbeitsleben verbleiben werden. Zum einen wird wegen des Fachkräftemangels das Know-how und die Erfahrung der Generation 50plus stärker nachgefragt. Und schliesslich müssen wir aufgrund des demographischen mit einer Erhöhung des Rentenalters rechnen.
Lernen ist auch mit zunehmendem Alter möglich
Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass die Lernfähigkeit mit zunehmendem Alter abnähme. Lebenslanges Lernen war damit nur beschränkt möglich. Neuere Forschungen haben aber gezeigt, dass das menschliche Gehirn bis ins hohe Alter formbar bleibt und sich entwickelt. Aus verschiedenen Bereichen sind wir es sogar gewohnt, dass die grössten Leistungen im hohen Alter erbracht werden; z.B. bei Autorinnen, Komponisten, Wissenschaftlerinnen, Unternehmensführerinnen, Dirigenten, Politiker, Diplomatinnen. Das menschliche Gehirn lernt also auch in zunehmendem Alter, allerdings anders als in jungen Jahren. Reifere Menschen lernen in der Regel langsamer, da neues Wissen mit bestehendem Wissen verknüpft werden muss. Sie lernen dadurch aber auch gründlicher. Es ist zu hoffen, dass nicht nur die betroffene ältere Generation die Chance zu lebenslangem Lernen erkennt, sondern auch zunehmend die Unternehmen. Aktuell investieren sie leider noch wenig in die Weiterbildung von Mitarbeitenden 50plus.
Artikel zum Thema
«Weiterbildung ist nie falsch!»– aber ist sie auch immer richtig?