Eines meiner letzten Bewerbungsgespräche als Kandidat war ein Desaster. Ich hatte nicht nur ein Blackout, sondern einen Totalausfall. Es war erniedrigend -am liebsten wäre ich im Boden versunken. Der Grund: fehlende Vorbereitung. Viele Blackouts entstehen jedoch nicht aus fehlender, sondern aus falscher Vorbereitung.
Kann man sich zu gut auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten? Ja – wenn man Antworten auswendig lernt. Die zahlreichen Tipps im Internet zum Job-Interview erwecken den Eindruck, es gäbe die «richtigen» Fragen und dazu die perfekten Antworten. Viele Bewerbende bereiten sich daher vor, indem sie viele Antworten auf zu erwartende Fragen auswendig lernen.
Und dann passiert im Job-Interview Folgendes: Die Interviewerin fragt nach den wichtigsten Stationen im Lebenslauf und dem roten Faden in der Karriereentwicklung. Vorbereitet hat der Bewerber die Frage: «Stellen Sie sich bitte kurz vor.» Oder statt nach einer Schwäche wird nach Entwicklungspotential gefragt – und schon ist die einstudierte Antwort nutzlos.
Auswendig lernen heisst oft: nicht verstehen
Vielleicht erinnern Sie sich an die Schulzeit: Auswendig lernen mussten Sie meist dann, wenn Sie den Stoff nicht verstanden hatten – von Gedichten abgesehen, bei denen das Auswendiglernen der Entwicklung des Gedächtnisses diente. Wer den Stoff verinnerlicht hatte, konnte entspannt in die Prüfung gehen und sich darauf verlassen, das Wissen in jeder Form abrufen zu können.
Wer dagegen unvorbereitet war, hat vermutlich noch am Prüfungstag sein Gehirn mit kurzfristig auswendig Gelerntem überladen. Anschliessend konnte er in der Prüfung mit einem verstopften Gehirn nicht klar denken. Genau so entstehen Blackouts.
Erkenne Dich selbst
Wenn Sie Blackouts bei der Bewerbung vermeiden wollen, bereiten Sie sich sinnvoll auf Job-Interviews vor: Lernen Sie sich selbst kennen, damit Sie sich verstehen. Das braucht Zeit, lohnt sich aber. Eine berufliche Standortbestimmung hilft Ihnen, Ihre Bedürfnisse, Neigungen, Fähigkeiten und Stärken zu erkennen.
Danach wissen Sie, wer Sie sind und wie Sie ticken. Und Sie verfügen über passende Geschichten, um Ihre Eigenschaften und Kompetenzen überzeugend zu zeigen. Die gezielte Vorbereitung auf die stellenspezifischen Anforderungen einer konkreten Stelle schaffen Sie nach dieser Vorarbeit dann auch kurzfristig.
Lernen Sie nicht auswendig, üben Sie stattdessen. Stellen sich selbst immer wieder Fragen und beantworten Sie sich diese – idealerweise laut. Damit gewinnen Sie Routine und erhalten sich gleichzeitig die Flexibilität, um auf unterschiedliche und auch unerwartete Fragen zu reagieren.