Was sagt uns Hitchcocks «Die Vögel» zum Thema Kommunikation?

Kennen Sie Hitchcocks Schocker über die Attacke von Vögeln auf den Küstenort Bodega Bay unweit von San Franzisco? Als Filmliebhaber staune ich immer wieder, wie gut der Film gealtert ist. Er ist über 60 Jahre alt und überzeugt immer noch. Und dies, obwohl die Spezialeffekte im Vergleich zu dem, was wir uns heute gewohnt sind, geradezu unbeholfen wirken.

Peter Näf

Warum funktioniert der Film immer noch? Es hat mit seinem Storytelling zu tun. Die Charaktere im Film sind gut gezeichnet und erreichen uns, da sie Erfahrungen machen, mit denen wir alle in unserem Leben konfrontiert sind: Angst vor Verlassenwerden und Einsamkeit sowie Gefühle des Ausgeliefertseins und der Ohnmacht.

Gäbe es ein Remake des Films – wir wollen es nicht wünschen – könnten wir vermutlich gemäss den neusten technischen Möglichkeiten in Nahaufnahme beobachten, wie Vögel auf Menschen einhacken. Ob der Film das gleiche Unbehagen auslösen würde, sei dahingestellt. Hitchcocks Genialität hat auf der Leinwand nicht alles gezeigt, sondern die Bilder in unseren Köpfen zum Leben erweckt.

Reale Menschen machen Geschichten aus

Und was hat das Ganze mit unserer Kommunikation zu tun? Ich beobachte, dass in verschiedenen Bereichen der Kommunikation die Technik als Hilfsmittel im Vordergrund oder vielmehr im Weg steht: Präsentationen basieren auf schön gestaltete Slides, möglicherweise mit eingebauten Filmausschnitten. Lebensläufe konzentrieren sich auf eine möglichst gefällige Aufmachung und beziehen neuste Technologien ein; früher waren dies CD’s oder Homepages, heute sind es Videoaufnahmen. Und was kommt dabei oft zu kurz? Der Mensch mit seinen Geschichten.

Ich erinnere mich an zwei Vorträge zum Thema «Philosophie im Arbeitsleben». Der erste Referent zeigte eine PowerPoint-Präsentation auf der Höhe der Zeit mit unzähligen Zitaten von bekannten Philosophen. Sein Nachreferent stand vor dem Publikum ohne jedes Hilfsmittel. Er erzählte während 15 Minuten eigene Erlebnisse, Gedanken und Emotionen: druckreif, humorvoll und persönlich. Das Publikum tobte.

Es ist die Story, die zählt – nicht die Technik

Es braucht Mut, sich in der Kommunikation persönlich zu zeigen und sich nicht hinter der Technik zu verstecken – aber es lohnt sich. Ob bei einer Präsentation, im Bewerbungsgespräch, im Lebenslauf, in der Führungskommunikation oder im Verkauf: Es sind immer Menschen wie Du und ich, die mit persönlichen Geschichten Interesse wecken. Und die beste Geschichte sind immer Sie selbst. Mit Ihren Erlebnissen kann sich jeder und jede identifizieren, denn wir sind alle mit ähnlichen Herausforderungen und Erfahrungen konfrontiert.

John Lasseter gilt als einer der besten Storyteller und hat 1996 für den Film «Toy Story» einen Academy Award erhalten. Pixar, für die er arbeitete, war und ist technisch führend. Er sagte: «Wir fokussieren uns auf die Story und verstecken die Technologie. Denn es ist nicht die Technologie, die Menschen unterhält, es ist das, was Du damit machst (…) Es geht darum, eine Verbindung zum Publikum herzustellen (…).» (Zitat aus dem Buch «Tell me!» von Thomas Pyczak)

#storytelling #personalbranding #jobinterview