Kennen Sie das nagende Gefühl der Unzufriedenheit, da Sie denken, Sie hätten in Ihrer Karriere mehr erreichen können? Und sehen Sie manchmal auch so richtig alt aus, wenn Sie Ihre Karriere mit der von anderen vergleichen? Welcome to the Club!
Der Grund für die Unzufriedenheit ist der Vergleich, der gemäss Mark Twain der Tod des Glückes bedeutet. Aber da wir es ja ohnehin tun und etwas gesunde Konkurrenz uns antreibt, sehen wir uns den Vergleich mal genauer an. Denn es macht einen Unterscheid, wie wir vergleichen.
Betrachten wir dazu Wettkämpfe im Sport: In einem Tennismatch werden absolute Leistungen gemessen. Der Spieler mit der höheren Punktezahl gewinnt. Um der Fairness Genüge zu tun, werden verschiedene Spielklassen und Altersstufen definiert. Trotzdem scheint mir dieser absolute Vergleich für die Karrierebetrachtung unfair und zu wenig differenziert
Wir starten mit ungleichen Voraussetzungen
Nehmen wir als Beispiel eine Person, die sich aus prekären familiären Verhältnissen und mit minimaler Schulbildung durch Ausdauer, Lernbereitschaft und beispiellosen Einsatz eine führende Position erarbeitet hat. Ist sie nicht erfolgreicher als jemand, der das gleiche aus einer privilegierten Ausgangssituation heraus erreicht hat?
Ich bin als Karrierecoach immer wieder mit beeindruckenden Karrieren der ersten Art konfrontiert. Oft vermisse ich bei diesen Menschen den Stolz auf ihre Leistung, da sie nur das Resultat ihrer Karriere sehen und es mit dem von anderen vergleichen. Resultate aber sagen wenig aus, wie ich es im Artikel «Warum Erfolg nicht genügend für sich spricht», beschrieben habe.
Wir könnten auch sagen, Menschen mit ungünstigen Voraussetzungen hätten ein Handicap in ihrer Karriere. Handicap ist ein Begriff aus dem Golfspiel, wo Erfolg anders gemessen wird.
Was ist Ihr Handicap?
Bei Golfturnieren von Amateuren gibt es eine Brutto- und eine Nettowertung. Die Bruttowertung kürt die absolute Siegerin, also die mit der besten (hier tiefsten) Punktezahl analog dem Tennis.
Bei der Nettowertung hingegen trägt diejenige Person den Sieg davon, die unter Anrechnung ihres Handicaps, also ihres bis dahin erreichten Spielniveaus, die beste Leistung erbringt. Die Teilnehmerin spielt also gegen sich selbst und belohnt wird die Leistungssteigerung in Anbetracht der persönlichen Ausgangslage. Kurz: Es gewinnt, wer das Beste aus seiner Situation gemacht hat. Dieser Ansatz macht für die Bewertung von Karriereerfolg weit mehr Sinn.
Wir können den Begriff des Handicaps noch weiter fassen: Es ist ein Handicap, wenn ich an meine Arbeit Qualitätsanforderungen stelle und nicht jeden Job mache, der Geld einbringt. Wer seine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen oder seine Familie nicht vernachlässigen will, schafft sich auch damit Handicaps, die bei der Erfolgsbewertung angerechnet werden müssen. Oder ich z.B. handicapiere mich freiwillig dadurch, dass ich neben meinem wirtschaftlichen Auskommen in meinem Beruf etwas bewirken und mich selbst zum Ausdruck bringen will (Artikel: «Was wollen Sie: Gehalt, Wirkung oder Selbstausdruck?»).
Dies rufe ich mir in Erinnerung, wenn ich mal wieder mit meiner Karriere hadere und sofort bin ich mit dem Erreichten wieder zufrieden.
#karriere #standortbestimmung #50plus
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