Knaur Verlag
01.03.2021
5. Auflage
336 Seiten
ISBN: 978-3-426-79108-0
Thomas Erikson ist ein schwedischer Verhaltensforscher, Leadership-Coach und Buchautor. Er leitet ein Consulting-Unternehmen, das internationale Unternehmen und Organisationen berät. Sein Buch „Alles Idioten!?“ war der schwedische Sachbuch-Bestseller der Jahre 2016/2017 und wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt.
Umgeben von Idioten
Der englische Buchtitel «Surrounded by Idiots» bringt das Gefühl, das vermutlich die meisten von uns kennen, besser auf den Punkt als die deutsche Übersetzung: Wir sind oft von etwas überzeugt und können nicht verstehen, warum unsere Mitmenschen das für uns Offensichtliche nicht in gleicher Weise sehen. Menschen irritieren uns mit ihrem Verhalten, welches wir mit der gegebenen Situation nicht in Verbindung bringen können. Wir müssen also zwangsläufig von Idioten umgeben sein.
Thomas Erikson beschreibt auf leicht lesbare und unterhaltsame Weise unsere alltägliche Mühe mit Unterschiedlichkeit.
Rote, Gelbe, Grüne und Blaue
Der Autor behandelt das Thema anhand der vier Typen des DISG-Persönlichkeitsprofils mit den Ausprägungen dominant, initiativ, stetig und gewissenhaft. Er erklärt das unterschiedliche Verhalten von Menschen mit deren unterschiedlichen Persönlichkeit in vier Ausprägungen. Sie werden den einen Freund oder die andere Bekannte in den beschriebenen Profilen problemlos wiedererkennen.
Gefahr der Stereotypisierung
Die Vereinfachung birgt allerdings die Gefahr der Stereotypisierung und führt dann zu Aussagen wie: „Das ist mal wieder typisch gelb“ oder „als Rote kann sie sich ja nicht anders verhalten“. Die gute Idee, Unterschiedlichkeit nachvollziehbar aufzuzeigen wird zur Gefahr, Menschen zu etikettieren und damit das löbliche Ansinnen zu hintertreiben. Natürlich betont Erikson, dass es die Typen in Reinform nicht gibt und die meisten Menschen Eigenschaften von zwei, eine Minderheit sogar von drei Typen in sich vereinen.
Dies erinnert mich allerdings an einen Persönlichkeitstest, den ich bei einem früheren Arbeitgeber kennengelernt hatte. Er bedient sich den gleichen vier Farben und reduziert die gesamte Menschheit auf ca.130 verschiedene Typen. Der Individualität der Testpersonen wird insoweit Rechnung getragen, als diese bei der automatisch generierten Persönlichkeitsbeschreibung alle Aussagen durchstreichen dürfen, die auf sie nicht zutreffen. Die verbleibenden Typisierungen ähneln dann Charakterbeschreibungen in Horoskopen: Sie machen zwar einen individuellen Eindruck, sind aber so allgemein gehalten, dass sich viele Menschen darin erkennen können.
Eingedenk der Verlockung aller Typisierungen, zu sehr zu vereinfachen und die Realitäts-Wahrnehmung dem Modell anzupassen, ist das Buch absolut lesenswert.