Im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz ist viel von der Wichtigkeit die Rede, KI mit guten Informationen zu versorgen und die richtigen Fragen zu stellen, um brauchbare Antworten zu erhalten. Wenn wir durch gezieltes Fragen von künstlicher Intelligenz bessere Ergebnisse erhalten, könnten wir nicht mit der gleichen Vorgehensweise auch mehr aus unserer natürlichen Intelligenz herausholen?
Immer wieder staune ich, wie viel Zeit und Energie Stellensuchende in künstliche Intelligenz investieren und wie wenig sie sich gleichzeitig mit sich selbst beschäftigen. Viele Bewerbende füttern Chat GPT mit Stelleninseraten und ihrem Lebenslauf, um herauszufinden, welche Übereinstimmungen bestehen. Aus den Ergebnissen lassen sie sich ein Motivationsschreiben verfassen. Macht das Sinn?
Dass ich den Einsatz von KI beim Bewerben kritisch sehe, habe ich im Artikel «Wofür Sie KI nicht einsetzen sollten», beschrieben. Hier einige Überlegungen, warum ich im soeben geschilderten Fall davon abrate.
Prompten Sie Recruiter und Hiring Manager…
Stelleninserate bilden die Realität und Komplexität von Stellen sowie Arbeitsumfeldern unzureichend ab. Dies ist zum Teil fehlenden redaktionellen Fähigkeiten der Verfassenden, vor allem aber den Grenzen der Schriftlichkeit geschuldet. Statt Chat GPT zu fragen, würden Sie also besser mit den Menschen sprechen, welche die Stelle kennen. Nicht von ungefähr finden Sie auf vielen Stelleninseraten wieder Telefonnummern von Hiring Managern oder Recruitern. Das war während vielen Jahren nicht der Fall. Greifen Sie also zum Telefonhörer!
Wenn Sie klären wollen, ob Sie für eine Stelle aufgrund Ihrer Erfahrungen und Kenntnissen in Frage kommen und ob die Stelle Sie überhaupt interessiert, ist Chat GPT wieder nicht der richtige Ansprechpartner.
…und vor allem: Prompten Sie sich selbst!
Denn Sie haben den CV erstellt und Ihre möglicherweise jahrzehntelangen Berufserfahrungen und umfangreichen Kenntnisse auf zwei bis drei Seiten zusammengefasst. Die Antworten auf Ihre Fragen sind daher nicht in Ihrem CV zu finden, sondern in den Weiten Ihres eigenen Gehirns. Wie aber können Sie auf diese Informationen zugreifen? Befragen Sie sich doch einfach selbst!
Nur ein kleiner Teil der in Ihrem Gehirn gespeicherten Informationen ist Ihnen bewusst. Sie registrieren durch Ihre Sinnesorgane laufend unermessliche Mengen an Informationen, die Sie dezentral im Gehirn abspeichern. Stellen Sie diesem daher sinnvolle Fragen, wie ich es im Artikel «Tschakka! …Schaffst Du es?!?» beschrieben habe. Die Antworten werden Ihnen früher oder später einfallen. Aber wie beim Befragen der KI gilt auch hier: Wenn Sie keine brauchbaren Antworten erhalten, müssen sie geschickter fragen. Prompten will gelernt sein.
Künstliche Intelligenz dürfte künftig Dinge bewerkstelligen, die wir uns heute noch nicht einmal vorstellen können. Aber sie ist nicht in allem dem Menschen überlegen und nicht für jedes Thema die richtige Ansprechpartnerin. Manchmal sind die relevanten Informationen in unseren Köpfen zu finden.
#coaching #karriere #persoenlichkeitsentwicklung
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